Wladimir Iwanowitsch Fedossejew

Wladimir Fedossejew (2017)

Wladimir Iwanowitsch Fedossejew (international Vladimir Fedoseyev; russisch Владимир Иванович Федосеев, wiss. Transliteration Vladimir Ivanovič Fedoseev; * 5. August 1932 in Leningrad) ist ein russischer Dirigent.

Werdegang

Ersten Kontakt mit Musik erhielt er durch seinen Vater, der ein Amateur-Bajan-Spieler war. Während der Leningrader Blockade im Zweiten Weltkrieg gab er in Krankenhäusern seine ersten Konzerte. Durch Zufall überlebte er die Bombardierung des Zuges, der ihn aus dem blockierten Leningrad evakuieren sollte. Nach seiner Rückkehr trat er in die Mussorgski-Musikschule ein und begann mit dem bekannten Andrejew-Volksmusikorchester zu arbeiten. Danach setzte er seine Ausbildung bei Nikolaj Reznikow an der Moskauer Gnessin-Musikschule fort. 1959 wurde er der Chefdirigent des All Union Radio Russian Folk Instruments Orchestra. Seine Dirigiertechnik verbesserte er am Moskauer Konservatorium bei Leo Ginzburg. Auf Einladung von Jewgeni Mrawinski dirigierte Fedossejew ein Konzert mit den Leningrader Philharmonikern. Mit diesem Konzert gelang ihm der Durchbruch als Dirigent. Bereits 1974 wurde er künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Moskauer Radio-Symphonieorchesters, dessen Chefdirigent er nun seit mehr als 45 Jahren ist. Mit Tourneen durch Europa, Asien und die USA machte er es weltbekannt.

1994 wurde er Chefdirigent der Wiener Symphoniker, ein Amt, das er bis Ende 2004 innehatte. Außerdem arbeitet er auch regelmäßig mit den bedeutenden Orchestern der Welt, unter anderem dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Gürzenich-Orchester Köln, dem Gewandhausorchester Leipzig, den Berliner Philharmonikern, dem Tonhalle-Orchester Zürich, den großen Pariser Orchestern, dem Tokyo Philharmonic Orchestra, dem Cleveland Orchestra, Detroit Symphony Orchestra und dem Pittsburgh Symphony Orchestra. Als Operndirigent war Wladimir Fedossejew häufig in Bregenz, Mailand, Wien, Florenz, Rom und Bologna tätig. Jährlich arbeitet er auch mit dem Opernhaus Zürich zusammen. In der Saison 2005/06 erregte er am Opernhaus Zürich viel Aufsehen, weil auf sein Drängen hin Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk in der auf Druck durch die sowjetische Zensur vom Komponisten überarbeiteten Fassung (Katerina Ismailowa) auf das Programm gesetzt wurde. 2010 dirigierte er das seit 2006 alljährlich stattfindende Konzert zum Nationalfeiertag in Wien.

Auszeichnungen

Literatur

  • Joyce Kennedy, Michael Kennedy, Tim Rutherford-Johnson: Fedoseyev, Vladimir Ivanovich. In: The Oxford Dictionary of Music. 6. Auflage. Oxford University Press, 2013, ISBN 978-0-19-957810-8 (oxfordreference.com [abgerufen am 11. Februar 2020]). 
  • Michael Schwalb: Fedoseev, Vladimir Ivanovič. In: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken (Abonnement erforderlich). 2019, abgerufen am 11. Februar 2020

Weblinks

Commons: Vladimir Fedoseyev – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Homepage von Wladimir Fedossejew (Memento vom 27. Juli 2011 im Internet Archive)
  • Werke von und über Wladimir Iwanowitsch Fedossejew im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Andrea Harrandt, Georg Demcisin: Fedosejev, Vladimir (eig. Wladimir Iwanowitsch Fedossejew). In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5
  • Biographie (Memento vom 12. August 2007 im Internet Archive) auf: rbartists.at
  • Homepage des Moskauer Radio-Symphonieorchesters

Einzelnachweise

  1. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
  2. gustav-mahler.org: Die goldene Mahler-Medaille (abgerufen am 29. Oktober 2014)
  3. Verdienstorden für das Vaterland 1. Klasse (russisch)
Chefdirigenten der Wiener Symphoniker

Ferdinand Löwe (1900–1925) | Wilhelm Furtwängler (1927–1930) | Oswald Kabasta (1934–1938) | Hans Weisbach (1939–1944) | Hans Swarowsky (1945–1947) | Herbert von Karajan (1948–1964) | Wolfgang Sawallisch (1960–1970) | Josef Krips (1970–1973) | Carlo Maria Giulini (1973–1976) | Gennadi Roschdestwenski (1980–1982) | Georges Prêtre (1986–1991) | Rafael Frühbeck de Burgos (1991–1996) | Wladimir Fedossejew (1997–2004) | Fabio Luisi (2005–2014) | Philippe Jordan (2014–2021) | Andrés Orozco-Estrada (2021–2022) | Petr Popelka (2024–)

Normdaten (Person): GND: 122208323 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n78091462 | VIAF: 113988850 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Fedossejew, Wladimir Iwanowitsch
ALTERNATIVNAMEN Федосеев, Владимир Иванович (russisch); Fedoseev, Vladimir Ivanovič (wissenschaftliche Transliteration); Fedoseyev, Vladimir
KURZBESCHREIBUNG russischer Dirigent
GEBURTSDATUM 5. August 1932
GEBURTSORT Leningrad