Mark Weil

Mark Weil (russisch Марк Яковлевич Вайль, Transliteration Mark Jakovlevič Vajl' , usbekisch Mark Vayl; * 25. Januar 1952 in Taschkent; † 7. September 2007 ebenda) war ein sowjetischer, später usbekischer Theaterregisseur und Theaterleiter. Er war der weltweit bekannteste Theatermacher Zentralasiens.

Leben

Mark Weil wurde in der Familie eines Militärs geboren. Seine Mutter hatte die Theaterhochschule Kiew besucht. Er absolvierte die Regisseurabteilung der Theaterhochschule in Taschkent. Weil war ukrainisch-jüdischer Abstammung. 1972 bis 1975 arbeitete er unter den bekannten Regisseuren Georgi Towstonogow in Leningrad und Juri Ljubimow in Moskau.[1] 1976 gründete er mit dem Ilchom-Theater in Taschkent das erste freie Theater in der Sowjetunion ohne staatliche Subventionen und Zensur. Anfangs ehrenamtlich betrieben, wurde das Ensemble schnell bekannt durch avantgardistische Inszenierungen von provokanten Stücken. Während das Theater in Taschkent relativ unbehelligt auch Regimekritisches auf die Bühne bringen konnte, führte ein Gastspiel in Moskau und Leningrad 1982 dazu, dass Empfehlungen des KGB das Theater in seiner Existenz bedrohten. Die aufkommende Perestroika verhinderte dann aber ein staatliches Verbot.[2] Weils Produktionen waren multikuturell geprägt, verknüpften westliche Klassiker mit östlichen Motiven und verhandelten Themen wie Identität, Religion oder das Verhältnis der islamischen Welt zur Homosexualität, die in Usbekistan offiziell verboten ist.[3]

Viele von Weils Produktionen wurden zu internationalen Festivals eingeladen, u. a. zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Auch in Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Israel, Japan, Jugoslawien, Norwegen, Österreich, Russland, Tschechien und immer wieder in den USA waren Inszenierungen Weils und des Ilchom-Theaters zu sehen.

1995 eröffnete er eine Schauspielschule unter dem Dach des Ilchom-Theaters. Außerdem hielt er Seminare und Vorlesungen an mehreren Universitäten der USA.[4]

In der Nacht zum 7. September 2007, kurz vor Mitternacht,[5] wurde Mark Weil vor seiner Wohnung in Taschkent von zwei Männern niedergestochen. Er starb am Morgen des 7. September im Alter von 55 Jahren an den Folgen der Verletzungen in einem Krankenhaus.[6] Die nach eigenen Angaben religiös motivierten Täter wurden 2010 zu Haftstrafen von 20 und 17 Jahren verurteilt.[7]

Literatur

  • Robert Rand: Tamerlane's children. Dispatches from contemporary Uzbekistan. Oneworld, Oxford 2006, ISBN 1-85168-457-3
  • Elisabeth Wellershaus: Neunzig Jahre alter Sprengstoff. Rezension einer Aufführung in Jerusalem. In: taz, 16. Juni 2007.

Einzelnachweise und Quellen

  1. Mark Weil: „Mein Taschkent ist schon ein Mythos“. In: ferghana.ru. 26. Mai 2006; abgerufen am 15. November 2022 (russisch). 
  2. Renate Klett: Orest kam bis nach Usbekistan. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 8. April 2008; abgerufen am 8. November 2022. 
  3. Monica Whitlock: Mark Weil. Director who brought independent theatre to Uzbekistan. In: The Guardian. 10. Oktober 2007; abgerufen am 14. November 2022 (englisch). 
  4. Mark Weil. In: ilkhom.com (englisch)
  5. Matthias Heine: Mark Weil von Islamisten oder Mafia ermordet? In: welt.de. 9. September 2007, abgerufen am 7. Oktober 2018. 
  6. Usbekischer Theaterregisseur erstochen. In: Kölnische Rundschau, 7. September 2007
  7. Rayhan Demytrie: Three guilty of murdering Uzbek director Mark Weil. In: news.bbc. 18. Februar 2010; abgerufen am 14. November 2022 (englisch). 

Weblinks

  • Biographie auf der Homepage des Ilchom-Theaters (englisch)
Normdaten (Person): GND: 133360601 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2005012144 | VIAF: 59292496 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Weil, Mark
ALTERNATIVNAMEN Weil, Mark Jakowlewitsch
KURZBESCHREIBUNG usbekischer Theaterregisseur und -leiter
GEBURTSDATUM 25. Januar 1952
GEBURTSORT Taschkent
STERBEDATUM 7. September 2007
STERBEORT Taschkent