Erich Duensing

Erich Duensing (1953)

Erich Duensing (* 20. Dezember 1905 in Frankfurt am Main; † 9. Mai 1982 in Ottersweier) war von 1962 bis 1967 in West-Berlin der Polizeipräsident in Berlin.

Leben

Nach dem Besuch einer höheren Schule meldete sich Duensing zur preußischen Schutzpolizei und absolvierte die Polizeischule in Hannoversch-Münden, die ihn zum gehobenen Polizeidienst befähigte. Ab 1925 diente er in der preußischen Polizei als Offizier.

Die Regierung Hitler bildete im Frühjahr 1933 im Zuge der geplanten Wiederaufrüstung aus geschlossenen Polizeieinheiten in Preußen eine „Landespolizei“, die sie im April 1935 bei der „Wiedererlangung der Wehrhoheit“ in die Wehrmacht überführte.[1] Auf diese Weise gelangte Duensing 1936 mit dem Dienstgrad Oberleutnant ins Heer. Dort war Duensing zunächst als Bataillonsadjutant, Kompanieführer und Regimentsadjutant tätig. Von 1938 bis 1940 folgte eine Generalstabsausbildung. Während des Zweiten Weltkrieges war Duensing Erster Generalstabsoffizier im Stab verschiedener Großverbände, unter anderem in der Heeresgruppe Süd an der Ostfront, und wurde mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.[2]

Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Jahr 1948 trat Duensing der SPD bei und wurde Oberbeamter der hessischen Landesgendarmerie. Später war Duensing in der Abteilung für öffentliche Sicherheit des hessischen Innenministeriums beschäftigt.

1951 wechselte Duensing von Hessen nach West-Berlin und wurde dort Kommandeur der Schutzpolizei. Zur Regierungszeit von Willy Brandt (SPD) als Regierender Bürgermeister trat Duensing 1962 die Nachfolge von Johannes Stumm als Polizeipräsident an. Duensing war Präsident des Berliner Polizeisportvereins.

Bei der Demonstration am 2. Juni 1967 in West-Berlin ging die Berliner Polizei gemäß der von Duensing erdachten „Leberwursttaktik“ gegen Demonstranten vor. Dabei erschoss der Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno Ohnesorg. Die Öffentlichkeit wertete nicht nur Duensings Taktik, sondern auch die ebenso von ihm zu verantwortende Militarisierung der West-Berliner Polizei, verbunden mit ihrer Erziehung zum Antikommunismus, als mitverursachend für den tödlichen Vorfall.[3] Infolge seiner Einstellungspolitik war die Polizeiführung mit ehemaligen Nationalsozialisten und Wehrmachtsoffizieren durchsetzt.[4] Ein Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses empfahl Duensings Ablösung. Im September 1967 traten gemeinsam der Regierende Bürgermeister Heinrich Albertz und der Innensenator Wolfgang Büsch als politisch Verantwortliche für die Fehlentwicklung der Berliner Sicherheitspolitik zurück.[5] Duensing ersuchte um seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde im Dezember 1967 Georg Moch.[6]

Einzelnachweise

  1. Daniel Schmidt: Keine Kommissare. Preußische Polizeioffiziere zwischen soldatischem Selbstverständnis und polizeilicher Professionalität 1919 bis 1935. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift, Band 69, Heft 1., S. 37–58, hier S. 53 f, doi:10.1524/mgzs.2010.0003.
  2. Bruno Heidberger: Wohin geht unsere offene Gesellschaft? 1968 – Sein Erbe und seine Feinde. Logos, Berlin 2018, ISBN 978-3-8325-4919-0, S. 14.
  3. Nicht zu fett. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1967 (online). 
  4. Wilfried Rott: Die Insel: Eine Geschichte West-Berlins 1948-1990. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59133-4, S. 238.
  5. vgl. Erich Duensing im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  6. Letzte Wahl. In: Der Spiegel. Nr. 4, 1968 (online). 
Polizeipräsidenten Berlins

Justus von Gruner 1809–1811 | Diederich Friedrich Carl von Schlechtendal 1811–1812 | Paul Ludwig Le Coq 1812–1821 | Ludwig Wilhelm von Esebeck 1822–1831 | Friedrich Wilhelm Karl von Arnim 1831–1832 | August Wilhelm Francke 1832 | Karl von Gerlach 1832–1839 | Eugen von Puttkamer 1839–1847 | Julius von Minutoli 1847–1848 | Moritz von Bardeleben 1848 | Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey 1848–1856 | Constantin von Zedlitz-Neukirch 1856–1861 | Leopold von Winter 1861–1862 | Otto von Bernuth 1862–1867 | Lothar von Wurmb 1867–1872 | Guido von Madai 1872–1885 | Bernhard von Richthofen 1885–1895 | Ludwig von Windheim 1895–1902 | Georg von Borries 1903–1908 | Ernst von Stubenrauch 1908–1909 | Traugott von Jagow 1909–1916 | Heinrich von Oppen 1916–1918 | Emil Eichhorn 1918–1919 | Eugen Ernst 1919–1920 | Wilhelm Richter (1920–1925) | Albert Grzesinski (1925–1926) | Karl Zörgiebel (1926–1930) | Albert Grzesinski (1930–1932) | Kurt Melcher (1932–1933) | Magnus von Levetzow (1933–1935) | Wolf-Heinrich von Helldorff (1935–1944) | Kurt Göhrum (1944–1945) | Paul Markgraf (1945–1948) | Johannes Stumm (1948–1962) | Erich Duensing (1962–1967) | Georg Moch (1968) | Klaus Hübner (1969–1987) | Georg Schertz (1987–1992) | Hagen Saberschinsky (1992–2001) | Dieter Glietsch (2002–2011) | Margarete Koppers (2011–2012) | Klaus Kandt (2012–2018) | Michael Krömer (2018) | Barbara Slowik (seit 2018)

Siehe auch: Polizei Berlin
Normdaten (Person): GND: 1242675698 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 3580163411734800360005 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Duensing, Erich
KURZBESCHREIBUNG deutscher Polizist, Polizeipräsident von West-Berlin (SPD)
GEBURTSDATUM 20. Dezember 1905
GEBURTSORT Frankfurt am Main
STERBEDATUM 9. Mai 1982
STERBEORT Ottersweier